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Das Corona-Traumpaar

Christian Drosten und der Unternehmer Olfert Landt, Hersteller von Viren-Tests, betreiben ein geschicktes Geschäft mit der Angst.

von

  • Artur Aschmoneit

Seit Wochen tauchen die Medien diese beiden Personen in ein rosiges Licht. Da ist einerseits der bescheidene, kluge Virologe Christian Drosten und andererseits ein kleiner, rund um die Uhr hart arbeitender Unternehmer namens Olfert Landt. Beide widmen sich als weiße Ritter dem Kampf gegen die Pandemien unserer Zeit. Diese Rollen spielen sie jedenfalls auf der Bühne der Zeitgeschichte. Im Hintergrund haben Drosten und Landt ein äußerst erfolgreiches Geschäftsmodell aufgebaut. Dabei gibt es eine klare Rollenverteilung: Drosten ist Pandemien auf der Spur und kommuniziert geschickt ihre wirkliche oder vermeintliche Gefährlichkeit in der Öffentlichkeit. So vergrößert er den Markt für die Landtsche Firma TIB Molbiol in Berlin, die mit Testangeboten bereitsteht. Im Folgenden soll beschrieben werden, wie das System funktioniert und welche Firmen der Familie Landt involviert sind. Ein weiterer Abschnitt präsentiert Kostproben der Homestorys über die Landts. Prof. Drostens Allianz mit der Milliardärsfamilie Quandt wird im letzten Teil skizziert.


Das Prinzip der Zusammenarbeit

Die Kooperation folgt seit Jahren einem simplen Prinzip:

Der im öffentlichen Dienst stehende Drosten erforscht den Erreger einer Krankheit und entwickelt gleichzeitig mit der Firma TIB Molbiol von Landt Testsysteme. Das Forschungsergebnis gehört seinen Arbeitgebern, 2003 dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), später der Uni Bonn, aktuell der Charité. Sie könnten die wirtschaftliche Verwertung für sich nutzen.

Nun wird oft so verfahren: Die öffentlichen Einrichtungen verzichten auf die Verwertung und gestatten Drosten stattdessen, die Entdeckungen international zu publizieren. Damit sind sie für alle Interessierten wirtschaftlich nutzbar.

Das hört sich so an und wird medial auch so verkauft, als sei dies ein Geschenk an die internationale Gemeinschaft der Wissenschaft.

In der Tat kann nun auch Landt keine Patente darauf anmelden. Allerdings sitzt er vor allen Mitbewerbern bereits in den Startlöchern, denn er war an der Entwicklung von Tests ja oft beteiligt. Wo nicht, gab es zuvor einen Informationsaustausch.

Immer wieder wird Landt so oder ähnlich zitiert:

„Wir waren schon 2003 bei der SARS-Pandemie mit die Ersten, später auch bei der Geflügelpest und der Schweinegrippe.“

2011 ging es gemeinsam mit Roche um EHEC, 2012 MERS, 2016 das Zikavirus. Nicht immer wurden gemeinsam Tests entwickelt, doch stets gab es die Arbeitsteilung: Drosten klopft die Öffentlichkeit weich, Landt hat die passenden Angebote.

2003 Durchbruch für Drosten und Landt mit SARS

2003 war für Landt das Jahr des wirtschaftlichen, für Drosten des medialen und wissenschaftlichen Durchbruchs.

„Christian Drosten war damals noch am Bernhard-Nocht-Institut (so im Original, Anmerkung des Autors) für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg und entwickelte mit TIB Molbiol sowie der Hamburger artus Biotech, die 2005 von Qiagen aufgekauft wurde, ein RT-PCR-Kit für SARS-assoziierte Coronaviren. Die Berliner um Geschäftsführer Olfert Landt synthetisierten damals alle vom BNI entworfenen Primer und Sonden.“, schreibt 2020 das Fachmagazin LaborJournal. Der Tagesspiegel weiß:

„Auch an der Suche nach dem Erreger der Lungenkrankheit SARS, der im Jahr 2003 dank internationaler Kooperation beispielhaft schnell dingfest gemacht wurde, war TIB Molbiol beteiligt. Damals wurden die Berliner von Christian Drosten vom Bernhard-Nocht-Institut frühzeitig um ihre Mitarbeit gebeten, und sie bekamen auch schnell einen Ausschnitt der Sequenz des Coronavirus zur Verfügung gestellt, das SARS hervorruft. Es konnte als Positivkontrolle verwendet werden. ‚Alle Informationen wurden damals sofort ins Internet gestellt, ohne an Patente und Publikationen zu denken‘, erzählt Landt.“

Seine Erzählung endet hier. Ganz richtig ist sie nicht, und es fehlt die Vorgeschichte.

Schon 1998 hatte das Bernhard-Nocht-Institut sechs Mitarbeitern die Ausgründung als Firma artus GmbH gestattet — Drosten war damals noch nicht im Institut. Im Januar schloss es eine „Kooperationsvereinbarung über die gemeinsame Entwicklung und Vermarktung von Diagnostik-Kits“ mit dem Unternehmen. Dies „ermöglicht dem BNI die Kommerzialisierung seines Know-hows“, sagte damals Thomas Grewing, Forschungs- und Entwicklungsleiter der artus GmbH (1). Richtiger wäre die Formulierung:

Das mit öffentlichen Geldern ermittelte Know-how des Instituts ermöglichte der artus GmbH dessen Kommerzialisierung.

Im März 2003 gelingt Drosten und seinem Kollegen Stephan Günther die „Identifizierung des SARS-Coronavirus und Etablierung eines schnellen diagnostischen Testsystems“. Beide erhalten dafür mehrere Preise. Drosten setzt bald die Version in die Öffentlichkeit, Günther sei nur Gehilfe dabei, weil „ … die entscheidenden Experimente am Anfang, die uns dann den ersten Hinweis gegeben haben, die habe ich wirklich alleine gemacht. Und dann kam sehr schnell mein Kollege Stephan Günther dazu, und der hat mir dann sehr schnell geholfen, das festzuhauen, dass das, was wir da sehen, sehr wahrscheinlich echt ist.“

So formulierte er seinerzeit dem NDR gegenüber. Es entstand das Narrativ vom einzigen Virologen, der eine fundierte Kenntnis von Corona hat. Günther blieb medial außen vor und sitzt heute im Vorstand des Bernhard-Nocht-Instituts.

Nun setzt das oben genannte Prinzip ein.

Am 11. April 2003 veröffentlicht das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) eine Mitteilung, wonach am Vortag „… eine Autorengemeinschaft aus fünf europäischen Forschungsinstituten (…) im renommierten ‚New England Journal of Medicine‘ die Spurensuche nach dem unbekannten Erreger von SARS und die Etablierung eines spezifischen molekularen Testverfahrens (…)“publizierte. Gedruckt erschien der Beitrag im Mai. Dort wird Olfert Landt für seine schnelle Mitwirkung erwähnt.

Weiter informiert das Institut, es werde „… nun in Zusammenarbeit mit der Hamburger artus GmbH ein SARS-Test für Routine-Laboratorien entwickelt. Die SARS-Studien wurden wegen der medizinischen Dringlichkeit vorab im Internet veröffentlicht.“

Das Wörtchen „nun“ wirkt fehl am Platz. In einer Nachricht von ProMED, dem größten akademischen Meldesystem für neu auftretende Krankheiten, vom 12. April 2003 ist zu lesen:

„Ein schnelles SARS-Diagnosetest wird am Montag veröffentlicht. Ein Hamburger Biotech-Unternehmen wird am Montag, dem 14. April 2003, einen diagnostischen Echtzeit-PCR-Test veröffentlichen, mit dem es möglich sein soll, innerhalb von 2 Stunden SARS (schweres akutes respiratorisches Syndrom) zu diagnostizieren. Artus hat sich mit dem Bernhard-Nocht-Institut (so im Original, Anmerkung des Autors) für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg zusammengetan und wird den Test kostenlos an Laboratorien zur Auswertung spenden. Das BNI (und andere Laboratorien im WHO-Konsortium) identifizierten einen SARS-assoziierten Virus vor 2 Wochen als (atypisches) Coronavirus (…).“

In der gleichen Nachricht findet sich mit Datum vom 13. April 2003 ein Kommentar von Christian Drosten. Er wird eingeleitet mit der (halb)richtigen Bemerkung:

„Der vorangegangene elektronisch übertragene Bericht wurde an Dr. Christian Drosten vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg zur Stellungnahme weitergeleitet, seine Antwort ist unten wiedergegeben. Weder ProMED-Mail noch Dr. Drosten haben eine kommerzielle Verbindung zu den betroffenen Unternehmen.“

Richtig mag sein, dass die oben genannte kommerzielle Kooperationsvereinbarung zwischen Bernhard-Nocht-Institut und der artus GmbH Drosten nicht direkt betraf. Als Angestellter des Instituts konnte er jedoch keinesfalls eine neutrale Stellungnahme abgeben.

Drosten führt aus:

„Das Bernhard-Nocht-Institut hat verschiedene RT-PCR-Tests für SARS- assoziiertes Coronavirus entwickelt und ausgewertet (…)

Es ist unsere Politik, alle unsere Tests für SARS vor der Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen, um schnell ein zuverlässiges Diagnoseinstrument bereitzustellen (…)

Das BNI hat zwei Biotech-Unternehmen um Unterstützung bei der Verteilung der erforderlichen Testreagenzien gebeten. Unternehmen 1 ist TIB Molbiol in Berlin, Unternehmen 2 ist artus-Biotech in Hamburg (…)

Rolle von TIB Molbiol, Berlin: TIB Molbiol hat alle vom BNI für SARS entwickelten Primer und Sonden in großen Beständen synthetisiert TIB Molbiol (…) unterstützt auch Labore bei der Anwendung von Tests mit diesen Primern und Sonden (…)

Rolle von artus-biotech, Hamburg: artus hat ein Echtzeit-RT-PCR-Kit zusammengestellt, das auf dem BNI-Set basiert. Die technische Leistung des Kits wurde von BNI genehmigt.“

Am 17. April 2003 meldet das BNITM der Weltgesundheitsorganisation WHO die Entwicklung eines Primers, der verwendet werden kann, „um das Polymerasegen des Coronavirus zu amplifizieren, das wahrscheinlich für SARS verantwortlich ist.“

Ebenfalls vom 17. April datiert ein Papier, in dem Landt für TIB Molbiol und Drosten für das BNITM sich zu Testverfahren erklären. Im Statement von Landt heißt es:

„Es gibt keinen kommerziellen Anreiz für eine Zusammenarbeit zwischen dem Bernhard-Nocht-Institut und der Firma TIB Molbiol. Kein Mitarbeiter des Bernhard-Nocht-Instituts erhält von TIB Molbiol Geld oder andere persönliche Vorteile.

TIB Molbiol liefert Primer und Sonden für Labors weltweit mit Schwerpunkt auf Echtzeit-PCR-Anwendungen und der Entwicklung neuer PCR-Assays (…) Wir arbeiten seit langem mit dem Bernhard-Nocht-Institut zusammen. Beispielsweise wurde die Diagnose der Gelbfieberinfektion eines Kameramanns in Berlin im August 1999 mit von TIB Molbiol, Berlin, synthetisierten Primern durchgeführt.

TIB Molbiol stellt keine Diagnose-Kits her (…)

Wir haben eine bestimmte Zahl der relevanten SARS-Primer in allen Roche Diagnostics-Büros in Fernost hinterlegt, bevor die ersten SARS-Primer-Anfragen eingingen.“

Welchen Charakter dieses Papier hat und an wen es sich richtet, geht aus ihm nicht hervor. Es ist anscheinend auch nur auf der Internetpräsenz von TIB Molbiol verfügbar.

Das Patent auf das Testkit meldete dann die Firma artus GmbH an (2, 3).

Deutlich an dem Verfahren wird, warum Landt in diesem Fall „die Nase vorn“ hatte. Das wird sich fortsetzen.

SARS: Pandemie?

Wie erwähnt war die SARS-Entdeckung der Startschuss für Drostens Karriere. Zur Einordnung: Nach Angaben der WHO gab es weltweit 8.096 SARS-Fälle mit 774 Toten (in der BRD: 9/0). Doch noch heute schildert Drosten auf einer Webseite der Charité den Vorgang so:

„Man sagt immer, das ist die erste Pandemie des neuen Jahrtausends gewesen… Ich habe das Virus damals mit vergleichsweise primitiven Techniken gefunden, einer Mischung aus einer ganz alten einfachen Technik und einem ersten Schritt in Richtung dessen, was heute Next Generation Sequencing ist (…) (Das Virus) taucht auf und ist schon eine Pandemie.“

Das Robert Koch-Institut definiert:

„Eine Pandemie bezeichnet eine weltweite Epidemie.“

Laut WHO gab es außerhalb Asiens in Kanada 251 Fälle, ansonsten lag in sämtlichen anderen Ländern deren Zahl im niedrigen zweistelligen oder einstelligen Bereich. Wenn Drosten heute noch den zitierten Sprachgebrauch pflegt, dann kann der Zweck nur die Überhöhung der eigenen Leistung sein.

Seine Sprachregelung, nach der er das Virus gefunden habe, hält er konsequent durch (4). Das obwohl neben ihm auch sein Kollege Stephan Günther mit mehreren Preisen dafür ausgezeichnet wurde und jenseits der Tatsache, dass die dazugehörige wissenschaftliche Veröffentlichung 26 Namen trägt.

Doch weiter in seinem Text:

„Was damals auch neu aufkam, war das Kommunizieren über öffentliche Gesundheit über das Internet, unter anderem mit ProMED-mail, so eine Art Blog. Darüber sind viele Infektionsmediziner weltweit vernetzt. Wir haben dann wochenlang Briefe verschickt. Das war eine absolute Ausnahmesituation im öffentlichen Gesundheitswesen, ein Notfall. Es war natürlich auch ein Paradefall des Aufgebens von Intellectual Property zugunsten von Public Health. Seither hat sich die Situation allerdings nicht nur zum Positiven gewandelt. Infektionsausbrüche sind immer auch ein Grund für restriktive Informationspolitik. In vielen Fällen sind hieran auch Wissenschaftler beteiligt, die sich Vorteile beim Publizieren von Daten sichern wollen, statt die entscheidenden Informationen direkt an die Öffentlichkeit weiterzugeben.“

Hier verkehrt er die Fakten. Er war es, der wegen einer „absoluten Ausnahmesituation“ sich „Vorteile beim Publizieren von Daten sichern“ konnte.

Verschleiernd erklärt er ferner:

„Damals war ich aus einem technischen Grund in der Lage, den Diagnostiktest für das neue Virus weltweit zu verteilen.“

In Wirklichkeit war es so: Wie später die Charité hatte das Bernhard-Nocht-Institut schon seit Jahren Olfert Landt und seine Firma TIB Molbiol in die Forschung eingebunden. Der konnte zeitgleich Testkits herstellen und sie vermarkten. In der wegweisenden Publikation zum SARS-Virus wurde ihm entsprechend gedankt. Auch bei der Kooperation Drosten-Charité-Landt in Sachen Corona spricht die Charité heute so:

„Die sendetechnische Unterstützung der Firma TIB Molbiol wurde aus Gründen des Zeitgewinns in Anspruch genommen.“

2006 Vogelgrippe „nicht unwahrscheinlich“

Wie bei SARS wurde auch aus der Vogelgrippe nicht die prophezeite Katastrophe.

Das Handelsblatt meldete am 10. Januar 2006:

„Der Virologe Christian Drosten vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin hält (…) einen Ausbruch der Vogelgrippe in Deutschland als Tierkrankheit für ‚nicht unwahrscheinlich‘. Von Februar bis Mai setze eine Heimflugwelle von Zugvögeln ein, die das Virus mitbringen könnten, sagte Drosten am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.“

Für Die Zeit hieß es bereits am gleichen Tag „Killer im Anflug“.

Drosten begleitet mit seinen Warnungen die Auftritte von Klaus Stöhr, Leiter des WHO-Influenza-Programms, bevor er zum Pharmakonzern Novartis wechselte. Im Februar 2006 schreibt Der Spiegel:

„Klaus Stöhr warnte am Montagabend jedoch, dass mit der Dauer der Vogelgrippe auch die Gefahr einer Pandemie unter Menschen wachse. Je länger das Virus existiere, desto mehr Chancen gebe es, auf den Menschen überzugehen. ‚Wenn dieses Virus sich verändert, haben wir nichts in der Hand, um den weltweiten Zug hinauszuzögern’, sagte Stöhr dem Fernsehsender N24. Nach drei Monaten wären alle Kontinente davon betroffen.“

In dem Artikel begegnet uns eine vertraut erscheinende psychologische Kampagne:

„Die Ausbreitung der Vogelgrippe wird auf Rügen inzwischen mit allen Mitteln bekämpft. Tornados der Luftwaffe sind zu Aufklärungsflügen aufgestiegen, um auf der Ferieninsel an der Seuche verendete Tiere aufzuspüren. Am Boden begannen mit ABC-Schutzanzügen und -masken ausgestattete Bundeswehrsoldaten mit dem Einsammeln toter Vögel.“

Die Welt hatte bereits am 9. Februar 2004 ein Interview mit Stöhr unter die Überschrift „Die Frage ist: ‚Wer wird zuerst geimpft?’“ gestellt.

Lobbyismus und weitere Karrieren

Ein anderer Lobbyist, Prof. Albert Osterhaus, hatte im [Deutschlandfunk] (https://www.deutschlandfunk.de/wettlauf-mit-der-zeit.676.de.html?dram:article_id=22466) das Marktumfeld 2005 vorbereitet:

„Forscher wie Albert Osterhaus sind beunruhigt, weil das Vogelgrippe-Virus inzwischen weit verbreitet ist in den Ländern Südostasiens. (…) 20 Prozent der Weltbevölkerung, rechnen Osterhaus und seine Kollegen vor, würden an Grippe erkranken. 30 Millionen Menschen so schwer, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden müssten. Die Zahl der Todesopfer ginge wahrscheinlich in die Millionen.“

Zu diesem „Experten“, der seinerzeit an der Universität Rotterdam lehrte, teilte das niederländische Gesundheitsministerium am 30. September 2009 mit, dass Osterhaus als Mitglied des Ausschusses, der den Minister beim Kauf von Impfstoffen beraten sollte, „Interesse an dem Unternehmen hat, das an der Entwicklung von Virusimpfstoffen gegen New Influenza A (H1N1) beteiligt ist. Der Gesundheitsrat beschloss daraufhin, Osterhaus kein Stimmrecht in dem Ausschuss einzuräumen.“

Der Skandal schadete mitnichten seiner Karriere. In verschiedensten neuen Funktionen meldet er sich aktuell mit verwandten Positionen zu Wort:

„Professor aus Hannover: Mehr Geld in Viren-Forschung stecken (…) Mit Blick auf die aktuelle Coronavirus-Epidemie in China fordert Professor Dr. Albert Osterhaus, Mitentdecker der SARS- und MERS-Coronaviren, verstärkte Investitionen in die Forschung. Auch in Zukunft werde es durch Viren verursachte Ausbrüche geben, sagte der wissenschaftliche Leiter des Research Center for Emerging Infections und Zoonoses der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.“

Von den Dimensionen noch verhaltener, vom Prinzip aber ähnlich wie bei der Bewältigung der heutigen Krise hatte es seinerzeit die Mobilisierung öffentlicher Geldmittel gegeben, wie einem Artikel der Zeit zu entnehmen ist:

„Eine internationale Geberkonferenz am Mittwoch in Peking soll eine Milliarde Euro für den Kampf gegen das Virus H5N1 zusammentragen.“

Der neue Versuch, 2014 die Krankheit hochzujazzen (5) verklang jedoch rasch.

Bis 2020 verzeichnete die WHO nach Wikipedia 861 Erkrankungen mit 455 Todesfällen weltweit.

Von gemeinsamen Forschungen Drosten/Landt ist nichts bekannt. Womöglich war das Thema auch für Landt trotz des Drosten-Marketings ein Flop. Dennoch feiert ihn Der Tagesspiegel rückblickend:

„Olfert Landt stürzt sich auf alles, was Gene hat. Soja, SARS, Vogelgrippe oder Alkhurma, ein exotisches Virus, das es nur in Saudi-Arabien gibt. (…) Jetzt bringt der Genjäger zusammen mit der Firma Roche einen Schnelltest für das Vogelgrippevirus H5N1 auf den Markt. (…) Wieder einmal Landt. Schon bei der Lungenkrankheit SARS war er an der Entwicklung eines Schnelltests beteiligt. Nun hat Olfert Landt mit seiner Berliner Biotechfirma TIB Molbiol einmal mehr die Konkurrenz abgehängt.“

2009 Drosten und Landt gegen Schweinegrippe

In einem Gespräch mit der Zeitschrift Nature schildert Christian Drosten, wie er im April 2009, ohne dass es auch nur einen Fall von Schweinegrippe in Deutschland gab, mit und für Landt tätig wurde.

„Am Samstag identifizierte Marcus Panning von der Universität Freiburg, welche Primer benötigt wurden (während ich zu einer Hochzeit ging!). Olfert Landt von der Berliner Firma TIB Molbiol hat die Primer am Sonntag physisch hergestellt. Dieser Teil war kritisch — es ist nicht so einfach, so kurzfristig Primer physisch herzustellen, insbesondere über ein Wochenende. Ich hatte das Glück, dank unserer Zusammenarbeit in den SARS-Tagen einen so guten Kontakt zu Olfert zu haben.“

Nun begann die Öffentlichkeitsarbeit. Das war nicht ganz einfach. Noch im Juli schrieb Die Zeit mit einer Differenziertheit, von der sie sich 2020 in Bezug auf Corona meilenweit entfernt hat:

„Schweinegrippe:

Kein Grund zur Panik

Wider die Schreckensszenarien: Das neue Grippevirus wird mit Sicherheit noch Hunderttausende anstecken. Doch die meisten Infizierten werden es kaum spüren
Von Sven Stockrahm

Sie hat es geschafft: Ein Niesen in der Bahn, ein Husten im Büro, ein Schniefen in der Menschenmenge — und schon scheint sie da. Die sogenannte Schweinegrippe ist derzeit allgegenwärtig (…)

Wer Panik schüren will, der findet derzeit gleich haufenweise Ansatzpunkte: Schulschließungen in Deutschland und im Ausland, angebliche oder tatsächliche Resistenzen gegen das antivirale Medikament Tamiflu, die mögliche Aussicht auf einen mutierten und sehr krankmachenden Supervirus sind nur einige davon. Ganz zu schweigen von den steigenden Infektionszahlen.

Beides ist jedoch falsch: Wir begehen einen Fehler, wenn wir die besser Amerikagrippe genannte Erkrankung (weil sie nicht von Schweinen übertragen wird) belächeln, und wir spielen mit der Angst, wenn wir sie ein ums andere Mal für Horrorszenarien missbrauchen (…)

Viele bemerken kaum, dass sie sich überhaupt infiziert haben, andere benötigen nicht einmal eine medizinische Versorgung oder gar Grippemedikamente. ‚Es ist ein harmloses Virus, das derzeit meist nur leichte Erkrankungen auslöst, die mehr grippeähnlich sind‘, sagt der Virologe Wutzler. Und doch: Auch hierzulande wird es Tote geben. Dies ist nur eine Frage der Zeit.

‚Wir haben momentan das gleiche Problem wie auch mit der saisonalen Grippe‘, sagt Christian Drosten vom Universitätsklinikum Bonn. ‚Die allgemeine Wahrnehmung ist, dass man an einer Grippe gar nicht stirbt.‘ Eine Fehleinschätzung: Jedes Jahr sterben in Deutschland an den „normalen“ saisonalen Grippe-Erregern durchschnittlich 8.000 bis 11.000 Menschen, in besonders schweren Jahren auch mal bis zu 30.000. ‚In Aufklärungskampagnen versucht man, Jahr für Jahr den Leuten zu sagen: Nehmt die Grippe ernst.‘

Für die schwache Amerikagrippe gilt das Gleiche: Wer leichte Symptome wie Fieber, Husten, Halsschmerzen und allgemeinem Unwohlsein bei sich erkennt, sollte zu Hause bleiben und sich auskurieren. ‚Gefährdete Personen mit gewissen Grunderkrankungen sollten bei ersten schweren Symptomen sofort behandelt werden.‘ Asthmatiker und Menschen mit Atemwegs- oder Herz- Kreislaufproblemen provozierten ansonsten zum Beispiel Lungenentzündungen, die mitunter tödlich enden können (…)

‚Wenn das Amerikavirus so bleibt. wie es ist, werden wir im Winter vermutlich nicht mehr Todesfälle zu erwarten haben als in Zeiten einer schweren saisonalen Grippewelle‘, schätzt Drosten.

Die Amerikagrippe ist also keineswegs besonders gefährlich, aber eben auch genauso wenig zu unterschätzen wie die saisonale Grippe (…)

Der Versuch, die Amerikagrippe einzudämmen, ist gescheitert, doch sind wir gut gewappnet. ‚Die gegenwärtige Situation ist die beste Übung für den Ernstfall‘, sagt der Virologe Peter Wutzler. Maßnahmen wie Schulschließungen dienen nur dazu, die Verbreitung abzumildern. Aufzuhalten ist das H1N1-Virus nicht mehr. Wir sollten ihm nicht mit Angst begegnen. Es wird keinen Sturm auf die Krankenhäuser geben oder einen Kampf um den Impfstoff. Ernst nehmen sollten wir die Influenza aber schon, egal ob Amerika- oder Wintergrippe.“

Bis zum November konnte das RKI 29.907 Fälle in Deutschland registrieren. Nun war Drostens Zeit gekommen. Beispielsweise für einen „Die Welle hat begonnen“ überschriebenen Artikel der Süddeutschen Zeitung (SZ):

„Der Leiter des Instituts für Virologie der Universitätsklinik Bonn, Prof. Christian Drosten sagte, es gebe eine drastische Zunahme der Erkrankungen in Süddeutschland. Er gehe davon aus, dass die Welle von Süden aus in einem Zeitraum von fünf bis sechs Wochen über Deutschland hinwegziehen werde (…)

Drosten rief dringend dazu auf, sich gegen die Schweinegrippe impfen zu lassen. ‚Bei der Erkrankung handelt es sich um eine schwerwiegende allgemeine Virusinfektion, die erheblich stärkere Nebenwirkungen zeitigt, als sich irgendjemand vom schlimmsten Impfstoff vorstellen kann.‘“

Im Fachportal kma Online wird er unter dem Titel „Zweite Welle hat begonnen — Tote erwartet“ zitiert:

„Zuverlässige Angaben zur Erkrankungszahl gibt es auch laut Drosten nicht. Nicht jeder Patient werde auf Schweinegrippe getestet, da das im Gesundheitssystem so nicht zu bezahlen wäre. Die verfügbaren Schnelltests zeigten das neue Virus zudem sehr schlecht an.“

Die gleiche Quelle lässt den seinerzeitigen RKI-Präsidenten Jörg Hacker (6) so zu Wort kommen:

„Hacker hält die Diskussion um die Schweinegrippe nicht für Panikmache. ‚Man muss die Todesfälle sehen‘, betonte er. Die enge Verbindung zwischen Pharmaindustrie und Impfkommission sieht er nicht als kritikwürdig an. ‚Impfstoffe müssen produziert werden‘, sagte er. Ohne eine ‚Interaktion‘ mit Wissenschaftlern, die das Virus bewerten, sei das nicht möglich. ‚Die Verbindungen zu Unternehmen werden transparent gemacht‘, betonte der RKI-Präsident. Beim Anschein von Befangenheit würden Mitglieder der Kommission bei Besprechungen den Raum verlassen.“

Im Ergebnis musste festgestellt werden: Die Pandemie war keine, die Zahl der Infizierten und Verstorbenen lag weit unter der einer saisonalen Grippe. Der öffentlichen Hand in der BRD waren Kosten von mehreren Hundert Millionen Euro für unnütze Impfstoffe entstanden (7).

Für TIB Molbiol und Landt hatte sich das Drosten‘sche Marketing gelohnt: „2009, 2010, mit der Schweinegrippe, da haben wir ein Jahr lang unseren Umsatz verdoppelt, und sind dann hinterher wieder auf die alten Zahlen gefallen. Das ist ganz normal, als ob man ein Saisongeschäft hat.“, sagte er 2020 der Berliner Zeitung.

Kommt das bekannt vor?

Selbst Die Welt befragte im April 2010 einen der „Experten“, Adolf Windorfer, Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover:

„Welt online: Im Oktober schrieben Sie: ‚Auch bei einem eher milden Verlauf ist in dem kommenden Herbst und Winter möglicherweise mit 25.000 bis 30.000 Toten in Deutschland zu rechnen‘. Letztlich waren es 235 Tote, die mit H1N1 infiziert waren, wobei nicht mal klar ist, ob sie überhaupt daran gestorben sind. Was sagen Sie nun? (…)

Windorfer: (…) Eine frühe Warnung kann sich später immer als unberechtigt herausstellen. Dennoch sind derartige frühe und auch dramatische Warnungen erforderlich, gerade in einer Situation wie der damals anrollenden Pandemie, als auf einmal viele selbst ernannte Experten unberechtigterweise vor allen möglichen vermuteten Gefahren durch die Impfung zu Felde zogen. (…)

Es stimmt, dass immer wieder Katastrophen herbeigeredet werden. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Vogelgrippe, die — genauso wie das Auftreten von SARS — als Bedrohung der Menschheit deklariert wurde (…).

Welt online: Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft sagt, die Gesundheitsbehörden seien mit den Impfungen auf eine Kampagne der Pharmakonzerne hereingefallen.

Windorfer: Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission ist Onkologe. Es war erstaunlich, wer sich im Zusammenhang mit der Pandemie und der Frage der Impfung alles zu Wort gemeldet hatte und sich kompetent fühlte. Man sollte zu den verschiedenen Fragestellungen die jeweiligen Fachleute und Fachgremien hören. (…)

Welt online: Im Spiegel steht, Sie hätten Geld von den Pharmakonzernen Novartis und GlaxoSmithKline erhalten.

Windorfer: Die Niedersächsische Gesellschaft für Impfwesen und Infektionsschutz, die ich vertrete, ist eine völlig herstellerunabhängige und gemeinnützige Fortbildungsorganisation für medizinisches Personal und Ärzte. Wie jeder andere Veranstalter von Fortbildungen auch geben wir den Teilnehmern Gelegenheit, sich bei den Veranstaltungen auch bei Herstellern, die einen Ausstellungsstand haben, zu informieren. Dafür zahlt der Aussteller eine gewisse Standmiete, die an die gemeinnützige Gesellschaft geht. Ich selbst habe nie im Zusammenhang mit der Pandemie Gelder von Impfstoffherstellern erhalten. Ich beschuldige daher den Spiegel eines schamlosen Umgangs mit der Wahrheit, man kann die Passage im Spiegel auch als Lüge bezeichnen (…)

Welt online: Sie würden alles wiederholen?

Windorfer: Ja, das würde ich. Alles in allem bin ich froh, dass ich mich getäuscht habe und nicht so viele Menschen wie befürchtet im Zusammenhang mit einer Grippeinfektion gestorben sind. Ich sehe es als unsere Pflicht an, im Rahmen eines Frühwarnsystems auf die jeweils mögliche Gefahrensituation sowie die vorhandenen Schutzmöglichkeiten hinzuweisen.“

Im April 2020 hingegen war Windorfer ein entschiedener Fürsprecher der Betreuung von sozial benachteiligten Familien und der Öffnung von Kitas und Schulen. Er verwies auf die schweren negativen Langzeitwirkungen der Maßnahmen während der Corona-Krise auf die psychische und emotionale Gesundheit von Kindern und Müttern. Bereits zuvor hatte er sich für Hilfe und Schutz für geflüchtete Frauen und ihre Kinder engagiert (8, 9).

Ebenfalls in das Jahr 2009 fällt die gemeinsame Meldung einer Ausarbeitung zum Chikungunya-Virus.

2011: EHEC

Das Fachmagazin LaborJournal weiß zu TIB Molbiol:

„2011 bot das Unternehmen gemeinsam mit Roche einen Assay für EHEC (Enterohaemorrhagic Escherichia coli) an, (…) seit 2016 für das Zikavirus.“

2014: MERS — finanzielle Selbstbedienung

Im Jahr 2014 publizieren Drosten und Landt zusammen zu MERS. In dem Papier wird festgehalten:

„Danksagung. Diese Studie war Teil einer Intervention im Bereich der öffentlichen Gesundheit unter der Aufsicht des Gesundheitsministeriums des Königreichs Saudi-Arabien. Haftungsausschluss. TIB Molbiol hatte keinen Einfluss auf die Entscheidung, die in dieser Studie genannten Reagenzien zu verwenden.“

Drosten bestätigt dort die finanzielle Unterstützung durch die Europäische Kommission, ANTIGONE, das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung, das Bundesministerium für Forschung und Bildung und den German Research Council. Andere Teilnehmer der Studie bekunden weitere Mittel.

Unter der für die Europäische Kommission angegebenen [Contract Number 223498] (https://cordis.europa.eu/article/id/86500-existing-and-emerging-pathogens) wird ein Budget von 15,9 Millionen Euro angegeben, davon 11,9 Millionen von der EU.

ANTIGONE (ANTIcipating the Global Onset of Novel Epidemics) war eine Einrichtung von 14 akademischen Instituten aus 7 EU-Ländern. In ihrem „Consortium“ saßen etwa Albert „Ab“ Osterhaus für das Erasmus University Medical Center, der 2009 in einen Korruptionsskandal verwickelt war (siehe oben) — und Christian Drosten für das Universitätsklinikum Bonn.

Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung ist zumindest heute Drosten Stellvertretender Koordinator Neu auftretende Infektionskrankheiten.

Mit German Research Council wird die Deutsche Forschungsgemeinschaft gemeint sein, die wegen ihrer Geschichte, aber auch als intransparente Selbstversorgungseinrichtung in der Kritik steht.

Zu möglichen Interessenkonflikten wird vermerkt:

„Olfert Landt ist CEO von TIB Molbiol, einem Unternehmen, das einige der in dieser Studie verwendeten Reagenzien für die Kettenreaktion der reversen Transkriptionspolymerase bereitstellt. Alle anderen Autoren melden keine potenziellen Konflikte.“

Der Tagesspiegel weiß dazu:

„Landts Firma ist eben schnell und gründlich.“

2017 Gelbfieber

Diesmal melden die beiden eine „Abstammungsspezifische Echtzeit-RT-PCR zur Überwachung des Gelbfiebervirus-Ausbruchs“. Auch diese Studie wurde mit öffentlichen Geldern unterstützt.

2020 Verschleierungstaktik

Ende März 2020 erzählt Landt der Berliner Zeitung zum aktuellen Corona-Fall:

„Der Test, das Design, die Entwicklung, stammt aus der Charité. Wir haben das nur sofort umgesetzt in ein Kit-Format. Und wenn man dieses Virus nicht hat, das gab es ja anfangs nur in Wuhan, können wir ein synthetisches Gen herstellen, um das Virusgenom zu simulieren. Das haben wir ganz schnell gemacht.

Wie schwer war das? Das ist ganz normales Handwerkszeug für jeden Molekularbiologen (…)

(Frage:)Jetzt ist das ja sehr schnell auf den Markt gekommen. Gab es überhaupt Validierungsstudie dazu?

Natürlich. Die Assays sind am 23. Januar in der Zeitschrift Eurosurveillance von Corman et al., publiziert worden (…).“

Diese Studie vom 23. Januar 2020 schafft mit der Veröffentlichung die Möglichkeit, ihre Ergebnisse kommerziell zu verwerten. Zwar für alle weltweit gleich, ein bisschen gleicher aber für jemanden, der daran mitgewirkt hat. Diese von Landt bescheiden „Corman et al.“ zugeschriebene Information war nämlich mitverfasst von Christian Drosten für die Charité und Olfert Landt sowie einem weiteren Mitarbeiter von TIB Molbiol. Drosten war auch Kontaktperson, nicht etwa Dr. Corman.

In dessen auf der Webseite der Charité veröffentlichten Lebenslauf spielt die bahnbrechende Entdeckung im Übrigen keine Rolle.

Bereits zehn Tage zuvor hatten Drosten, Landt und andere einen entsprechenden Vorbericht an die WHO veröffentlicht — auch hier war Drosten Kontaktperson.

So geht es weiter in der Berliner Zeitung:

„Aber man muss auch sagen: Sie waren an der Forschung beteiligt, und jetzt machen Sie mit den Tests sehr gute Geschäfte. Die Wissenschaft sollte aber unabhängig sein. Ist das ein Interessenkonflikt?

Es ist durchaus vernünftig, dass man bestimmte Dinge in die Hand von Firmen gibt — die haben eine finanzielle Motivation, auch eine Leistung zu erbringen. Das macht ja der Medikamentenhersteller auch. Das Medikament ist ja erst mal gut, weil es Leute heilt, das Pharmaunternehmen verdient damit Geld. Das ist die ganz normale Konstellation, und das finde ich auch überhaupt nicht anstößig.“

Hier trifft er sich mit Drosten, der sich im LaborJournal 4/20 freut:

„ … , dass unsere Regularien in Deutschland sehr frei sind in der Einrichtung von neuen Testverfahren in Laboren — und dass unsere kassenärztliche Bundesvereinigung schon im Januar eine Abrechnungsziffer (für den Diagnostiktest) eingeführt und auf diese Weise dafür gesorgt hat, dass die Labore damit jetzt auch Geld verdienen.“

Das Magazin beruft sich auf seinen NDR-Podcast am 5. Februar 2020.

Landt hat einen guten Ratschlag für die USA:

„Die Vereinigten Staaten krebsen herum, weil das Land zu lange gebraucht hat, um private Unternehmen für die Entwicklung der Tests einzusetzen.“

Bislang läuft es für ihn, aber auch für den Pharmariesen Roche, ganz gut. In einem mit „Corona-Gegenmittel gesucht: Die Profiteure der Krise“ überschriebenen Beitrag von Börse Online hieß es im März 2020:

„Roche profitiert auch vom Vertrieb der Diagnostiktests der nicht börsennotierten Berliner Firma TIB Molbiol, die auf Roche-Maschinen laufen. Ob sich der Absatz der preisgünstigen Verbrauchsartikel im Ergebnis des Pharma- und Diagnostikriesen bemerkbar macht, bleibt jedoch abzuwarten. Grundsätzlich ist SARS-CoV-2 nämlich ziemlich einfach im Labor nachzuweisen, allein in China sind bereits zehn verschiedene Testkits erhältlich. TIB Molbiol ist allerdings für viele Forscher und Behörden die erste, weil bewährte und verlässliche Bezugsadresse.“

Auch ein alter Bekannter von 2003 ist mit dabei. Zur artus GmbH, die inzwischen zur Firma Qiagen gehört, berichtet Die Welt ebenfalls im März:

„Das Engpassproblem der Testkits könnten Unternehmen lösen, die aufgrund des derzeitigen Booms auf den Markt drängen. Sowohl das Biotech-Unternehmen Qiagen aus Hilden als auch der Medizindiagnostika-Hersteller Altona Diagnostics aus Hamburg haben nämlich einen Corona-Schnelltest entwickelt. Weder den Preis für ein solches Kit noch die Absatzzahlen möchte man in der Hansestadt bekannt geben — eine Goldgrube ist das Test-Geschäft aber sicher.“

Es gibt bislang keine Belege dafür, dass Drosten von den Geschäften unmittelbar finanziell profitiert hat. Denkbar, dass der Deal zwischen ihm und Landt lautete: Mir das Prestige, dir die Einkünfte. Natürlich bringt Prestige auch Einkünfte, etwa für subventionierte Forschungsprojekte.

Fest steht: Die Praxis, öffentlich finanzierte Forschungsergebnisse so zu publizieren, dass beteiligte oder befreundete Wirtschaftsunternehmen sie kommerzialisieren können, ist fragwürdig. Auch deshalb, weil die Verwertung der Entdeckungen ebenso durch die öffentlichen Institute möglich gewesen werden.

Millionenschweres Netzwerk Landts

Wer sich das Netz an Firmen ansieht, die Olfert Landt gehören und/oder für die er als Geschäftsführer tätig ist, wird sich fragen, wie der Mann 167 wissenschaftliche Publikationen (mit)verfasst haben kann. Allein zehn Werke der Jahre 2009 bis 2017, an denen Drosten und Landt beteiligt waren, werden hier aufgeführt.

Laut dem Wirtschaftsportal North Data engagiert Landt sich neben dem Bereich der Biotechnologie auf dem Immobilienmarkt.

Das Portal stellt dazu unter anderem diese Zahlen zur Verfügung:

  • Für die TIB Vermögensverwaltungs GmbH, Berlin Bilanzsummen zwischen 3 und 30 Millionen Euro in den Jahren 2013 bis 2018. Für den Jahresabschluss 2018 werden 21,0 Millionen Euro Aktiva genannt.
  • Für die TIB Vermögensverwaltung 2 GmbH, Berlin Verluste in Höhe von 1.500 beziehungsweise 1.800 Euro in den Jahren 2016 und 2017. Für den Jahresabschluss 2018 werden 1,3 Millionen Euro Aktiva genannt.
  • Für die TIB Vermögensverwaltung 3 GmbH, Berlin ein Jahresfehlbetrag von 2.000 Euro. Für den Jahresabschluss 2018 werden 13,2 Millionen Euro Aktiva genannt.
  • Für die Landt Fundus GmbH, Berlin Bilanzsummen zwischen 25.000 und 1,4 Millionen Euro in den Jahren 2016 bis 2018. Für den Jahresabschluss 2018 werden 1,4 Millionen Euro Aktiva genannt.
  • Für die Laflu Berlin I GmbH, Berlin Gewinne zwischen minus 380.000 und 440.000 Euro in den Jahren 2014 bis 2018. Für den Jahresabschluss 2018 werden 14,0 Millionen Euro Aktiva genannt.
  • Für die K136 GmbH, Berlin Verluste zwischen 167.000 und 440.000 Euro in den Jahren 2014 bis 2016. Für den Jahresabschluss 2018 werden 16,8 Millionen Euro Aktiva genannt.

In den Übersichten zu oben genannten Firmen erscheinen zudem:

Der eigentliche Partner von Prof. Drosten und der Charité ist das Unternehmen TIB Molbiol Syntheselabor GmbH, Berlin. Hierfür gibt das Portal Gewinne zwischen 2,7 und 7,3 Millionen Euro für die Jahre 2011 bis 2019 an. Für den Jahresabschluss 2019 werden 14,6 Millionen Euro laut Gewinn- und Verlustrechnung, GuV, genannt.

Für die Eresburgstraße 22/23, der Adresse der meisten Unternehmen, für die Herr Landt tätig ist, führt North. Data auch die Firma Chipron auf. Laut HRB 93952 B beim Amtsgericht Charlottenburg wurde sie 2004 von Landt und zwei weiteren Gesellschaftern gegründet. Ihr Geschäft ist Entwicklung und Vertrieb von Nachweissystemen für Biomoleküle. North Data meldet für die Jahre 2011 bis 2018 Umsätze zwischen 170 und 350.000 Euro und einen Jahresabschluss für 2018 mit 2,4 Millionen Euro Aktiva.

Da ist ferner die Firma GenExpress Gesellschaft für Proteindesign mbH, für die Landt als Geschäftsführer tätig ist. Das 1997 gegründete Unternehmen beschäftigt sich unter anderem mit „der Herstellung von Positiv-Kontrollen für die Real-Time-PCR bis zu Mutationsanalysen und Sequenzierungen“.

„GenExpress ist im gleichen Gebäude wie die Firma TIB Molbiol Syntheselabor GmbH untergebracht und arbeitet zeitweise als Unterauftragnehmer oder im direkten Auftrag für TIB Molbiol.“

Das Wirtschaftsportal North Data nennt für den Geschäftsabschluss 2018 1,4 Millionen Euro Aktiva.

Auch für dieses Unternehmen hat Olfert Landt ordentlich Geld aus öffentlichen Kassen einstecken können. Die Webseite berichtet von fünf Forschungsprojekten, die über das Forschungsministerium oder die EU finanziert wurden und an denen die Firma beteiligt war. Partner bei zweien war die Charité, bei dreien das RKI. Das EU-Projekt wurde mit 1,8 Millionen Euro gefördert.

Forschung zu Biowaffen

Überaus interessant ist das Projekt „[Biologische Gefahrenlagen: Risikobewertung, ultraschnelle Detektion und Identifizierung von bioterroristisch relevanten Agenzien BIGRUDI“.

Das Projekt wird so beschrieben:

„Risikobewertung, ultraschnelle Detektion und Identifizierung von bioterroristisch relevanten Agenzien. Es wurde eine schnelle, einfach zu bedienende Diagnostikplattform zur Risikobewertung von verdächtigen Proben entwickelt und in ein Konzept für eine adäquate Risikokommunikation eingebettet.“

Seine eigene Rolle benennt das Unternehmen in seinem Abschlussbericht so:

„Aufgabe der Firma GenExpress war es, die zur Etablierung der angestrebten Detektionssysteme notwendigen rekombinanten Proteine in Absprache mit den Projektpartnern herzustellen (…)

Die für das Projekt beantragten Personalkosten lagen insgesamt bei 370.480 Euro (…) Die Verbundtreffen fanden in aller Regel in Berlin statt. Die Partner kamen zu uns.“

Auf der Eresburgstraße trafen sich also „in aller Regel“ MitarbeiterInnen des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), des Bundeskriminalamts (BKA), der Charité, des Robert Koch-Instituts (RKI) und andere, um über Biowaffen zu diskutieren.

Partner aus RKI und TU von Landt-Gesellschaftern geleitet?

Pikant ist dieser Umstand: Das Handelsregister beim Amtsgericht Charlottenburg (HRB 6395 B) führt für das Unternehmen neben Olfert Landt und zwei weiteren Personen einen Dr. Heinz Ellerbrok als Gesellschafter auf.

Leiter des BIGRUDI-Projekts war Dr. Heinz Ellerbrok vom RKI.

Sollten diese Personen identisch sein, läge ähnlich wie in den Fällen Bernhard-Nocht-Institut (SARS), Charité (Corona) eine auffällige Begünstigung einer Firma vor, für die Olfert Landt verantwortlich tätig ist und/oder an der er beteiligt ist oder war.

Der heutige Arbeitsbereich „ZIG 4: Public-Health-Laborunterstützung“ im Zentrum für Internationalen Gesundheitsschutz des Robert Koch-Instituts wird geleitet von Dr. Heinz Ellerbrok.

Ein weiterer Gründer des Unternehmens war 1997 Dr. Roland Lauster. Ein Roland Lauster ist heute Professor am Institut für Biotechnologie der TU Berlin. Auch dieses Institut war Projektpartner bei BIGRUDI (11).

Anlass zu Spekulationen, dass Landt neben Kontakten zu Sicherheitsbehörden auch solche zu Geheimdiensten haben könnte, bietet folgender Umstand: Mit gleicher Adresse wie TIB Molbiol gemeldet ist die Firma Chemicell. Sie teilt sich wie acht andere einen Briefkasten mit den Unternehmen von Olfert Landt. Für den Hintergrund zu den Spekulationen sei auf den Beitrag verwiesen.

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Homestorys über Familie Landt

Von taz bis Tagesspiegel kommen Homestorys über den fleißigen Herrn Landt, der stets einen guten Riecher beim Angebot von Tests in Zeiten einer Pandemie hatte. Niemand fragt, woher der kommt. In der taz liest sich das so, wie man sich das im Goldenen Blatt vorgestellt hätte:

Produzent von Corona-Tests: Firma im Ausnahmezustand

Ein Berliner Unternehmen hatte als erstes weltweit einen Corona-Test. Ein Riesengeschäft allemal — die Motivation ist aber eine andere.

Die meisten haben längst Feierabend. Olfert Landt nicht (…)

20 Uhr. Landt telefoniert noch mit der UN-Weltgesundheitsorganisation WHO. Ein DHL-Bote wartet, bis Dr. Constanze Landt, seine Frau, die letzten Kartons verschlossen hat (…)

Warum TIB Molbiol erster war? Er arbeite mit vielen Virologen zusammen, sagt Landt. Sie spekulierten aufgrund der gemeldeten Krankheitssymptome früh auf ein Corona-Virus (…)

Im Februar verdreifachte sich sein Umsatz von sonst 1,5 auf 4,5 Millionen Euro. ‚Aber das Geld wäre keine Motivation. Finanziell haben wir ausgesorgt, da wir die letzten 30 Jahre immer schwarze Zahlen geschrieben haben. Aber wir sehen uns in der Verantwortung. Und es macht wahnsinnig viel Spaß‘, erzählt der Biochemiker (…)

‚Wenn das Virus keine neuen Opfer findet, läuft es sich tot. Sonst kann das furchtbare Konsequenzen haben‘, sagt Landt und erinnert an die spanische Grippe, die Ende des Ersten Weltkrieges ausbrach und Millionen dahinraffte (…)

Als Student Firma gegründet

Viel länger ist die Gründung der Firma her: Damals synthetisierter (so im Original, Anmerkung des Autors) er und ein Kumpel, beide noch Doktoranden, an der Berliner Universität Genschnipsel und belieferten die Nachbarinstitute. Kostenlos. Aber warum das Material nicht verkaufen? ‚Ohne Businessplan haben wir zwei dann die erste Maschine gekauft‘, erinnert er sich. In drei Monaten hatten sie das Geld für die erste Maschine drin. Dann plünderte Landts ‚Partner‘ die Kasse. ‚Das war ein blutiges Ende. Ich musste ihm die halbe Firma abkaufen.‘ 1994 fing er bei null an. ‚Meinen Doktor habe ich dann nie abgegeben‘ (so im Original, Anmerkung des Autors), zuckt er die Achseln (…)

Um kurz vor 10 prusten die Labormaschinen weiter. Die Straßen sind verlassen. Constanze Landt sitzt im Büro. Auch Olfert Landt macht sich wieder an die Arbeit. Sicher noch bis Mitternacht.“

Geld verdienen voll unethisch

Bereits eine Woche zuvor bestand für die taz kein Grund, sich zu wundern. Da erzählte Landt ihr auf die Frage:

Wer sind denn Ihre Kunden?

Es gibt nur rund ein Dutzend Anbieter des Tests. Deshalb bestellen bei uns Virologielabore aus aller Welt.

Woher wussten die denn, dass Sie den Test schon haben?

Wir haben den Ruf. Wir waren schon 2003 bei der SARS-Pandemie mit die Ersten, später auch bei der Geflügelpest und der Schweinegrippe. Direkt als wir den Test fertig hatten, haben wir Kits nach Hongkong und Taiwan geschickt, weil wir wussten, dass es da Fälle gibt (…)

Was kostet denn ein Kit für den Coronavirus-Nachweis?

Unsere Testkits kosten im Prinzip alle gleich, egal ob für SARS-CoV-2 oder den Norovirus. Also um die 2,50 Euro.

Aber für so ein extrem nachgefragtes Produkt könnten Sie doch viel mehr verlangen (…)

Machen wir aber nicht. Das fände ich unethisch.“

Auch der Tagesspiegel glaubt Landt am 6. März 2020 aufs Wort:

‚Das Ganze ist ein Drama. Geld ist mir egal.‘

Testkits für die Weltgesundheitsorganisation WHO gebe er daher für den halben Preis ab. Und besonders arme Staaten, die ‚in angemessenem Umfang‘ bei ihm bestellen, belieferte er sogar gratis.“

Landt darf hier auch sein Expertenwissen unter Beweis stellen:

„Er habe zwar nichts übrig für Verschwörungstheorien, aber die Zahl von 3.000 Todesopfern in China halte er nicht für plausibel. ‚Es dürften eher bereits 40.000 bis 60.000 sein.‘“

Die WHO verzeichnet für den 12. Juli 2020 4.648 Tote. Doch wie Drosten weiß auch Landt: Große Zahlen sind gut fürs Geschäft.

Die Deutsche Welle steht der taz in nichts nach:

„Es ist ein Telefonanruf in den Maschinenraum dieser Covid-19-Krise: Im Hintergrund klickt und schnauft es mechanisch. Der Unternehmer Olfert Landt steht in seinem Produktionsraum. Es ist der dritte Anrufversuch über mehrere Tage, dann hat er Zeit — spät am Abend, es ist schon nach 22 Uhr.

Seit Wochen geht das jetzt so: Durcharbeiten bis um Mitternacht (…)

Er kommt ja kaum noch raus. Seine Maschinen stehen kaum noch still. 15.000 Testkits pro Woche, die für 1,5 Millionen Tests genutzt werden können. Im Kampf gegen das Virus (…)

Als zum Jahreswechsel klar wurde, welches Ausmaß der Corona-Ausbruch in China annimmt, hat er sich mit den Virologen des Berliner Universitätsklinikums Charité zusammengesetzt. Sie hätten die anfangs spärlichen Informationen aus der Corona-Region Wuhan in China studiert.

Als dann klar war, dass es ein neues Coronavirus ist, hat Landt seine Produktion von Tests auf den Erreger der Covid-19-Krankheit umgestellt (…)

Und er hat vorgesorgt: Die Vorprodukte seien für mehrere Monate auf Lager.“

Bei all dem vielen Arbeiten rund um die Uhr passt man bei einem Interview schon mal nicht auf und sagt dem Deutschlandfunk solche Sachen:

„Wir machen alles, was Kunden von uns erwarten. Das sind vor allem Infektionserreger wie Influenza, Norovirus oder Salmonella. Auch sexuell übertragbare Krankheiten, wir haben ein paar Sachen, die Richtung Krebs gehen.“

Die Lobhudelei des „Journalisten“ liest sich so:

„Olfert Landt ist Geschäftsführer der kleinen Berliner Biotech-Firma TIB Molbiol Syntheselabor GmbH, und er hat im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun.

Das ist in kleinen Firmen so, da packt der Chef auch selber an. (…)

Pandemien als Umsatztreiber

(…) Olfert Landt hat in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrere Virus- Ausbrüche beruflich begleitet. Dadurch sind langjährige Geschäftsbeziehungen besonders nach Asien gewachsen (…)

Im Januar schon alarmiert

In der Lokalpresse wurde TIB Molbiol bereits als Berlins derzeit gefragtestes Unternehmen tituliert. Und in der Tat: Olfert Landt scheint ein besonderes Gespür dafür zu haben, welcher Virustest unmittelbar gebraucht wird. Er hat, wie die meisten Experten, im Januar zum ersten Mal über das neue Coronavirus gehört und dann schnell gehandelt:

‚Das werden Sie immer bei kleinen Unternehmen feststellen, dass diese flexibler sind. Weniger Verwaltung, kurze Entscheidungsprozesse.‘ (…)

Start-up der frühen Jahre

(…) ‚Ich war Doktorand in der Bio-Chemie — also Protein-Engineering. Und wir brauchten diese Oligonukleotide, um Proteine zu verändern. Und dann haben wir im Institut so eine Maschine besorgt, und dann hatten wir plötzlich sehr viele Freunde. In der Medizin, im Max-Planck-Institut (so im Original, Anmerkung des Autors), die wir einfach mit versorgt haben. Da schien so etwas wie ein Markt zu sein. Dann haben wir eine Firma aufgemacht und haben eben diese Produkte angeboten.‘

Und seitdem läuft das Geschäft. Seit Jahresbeginn jedoch mehr denn je. Vor allem die Logistik ist aktuell eine Herausforderung. Geschäftsführer Landt hetzt regelrecht durch die Gänge. Tür auf, Tür zu.

In einem Raum wird es lauter, hier sitzt sein Sohn, der derzeit, wie der Rest der Familie auch, aushilft. An der Labelmaschine werden Mini-Etiketten direkt auf die Teströhrchen geklebt. Bis vor Kurzem noch Handarbeit, nun vollautomatisch (…)

Der Geschäftsführer sieht müde aus: Trotz einer 100-Stunden-Woche versucht er derzeit, ausreichend Schlaf zu bekommen. Nicht einfach, sagt er, aber:

‚Was soll ich sonst machen? Verreisen? Geht gerade nicht. In die Oper gehen? Geht gerade nicht. Also die meisten Dinge könnte man ohnehin nicht machen. Das ist tragbar.‘“

In diesem Interview vom 22. Mai 2020 ist bereits die Rede von 3 Millionen Testkits.

Sein Sohn hilft aus wie der Rest der Familie. Ob es sich hier um Olaf Landt handelt, den CompanyHouse.de neben Olfert Landt als einen Geschäftsführer von TIB Biotechnologie Verwaltungs GmbH anführt, deren Prokuristin Olferts Frau Constanze Landt ist?

Constanze Landt: Kultur mit Schickeria

Apropos Constanze Landt. In einem Beitrag von SWR2 vom 15. Mai 2020 stellt sie sich so dar:

„Wir verdienen auch genug Geld. Aber wenn man das mal ins Verhältnis dazu setzt, was wir hier seit 12. Januar machen, dann ist jeden Tag 16 Stunden arbeiten nicht irgendwas, was super bezahlt ist, ja? Dann macht das keiner für Geld am Ende. Das macht man aus Überzeugung, also dass man’s wichtig findet.“

In diesem maximal peinlichen Radiobeitrag wird sie als emsige Verpackerin von Corona-Tests geschildert. Ausgespart wird oben genannte Leitungsfunktion ebenso wie die als Prokuristin der TIB Molbiol Syntheselabor GmbH, Geschäftsführerin der Replicon Molekularbiologische Analytik GmbH und persönlich haftende Gesellschafterin der TRE.BO.LA. OHG in Recklinghausen mit dem Gegenstand „Kauf von unbebauten und bebauten Grundstücken und deren Verwaltung“.

Dr. Constanze Landt bezeichnet sich auf ihrem Instagram-Account als „Opera-Freak, Worldtraveler and Photographer“. Das Freakige drückt sich auch darin aus, dass sie einem exklusiven Förderkreis der Deutschen Oper Berlin angehört.

Dort sitzt sie neben RepräsentantInnen von

  • BMW,
  • der Daimler AG,
  • der Deutsche Bank AG auch zusammen mit
  • Bernd Pischetsrieder, dem laut Spiegel 2006 seine Absetzung als VW-Chef mit 50 Millionen Euro vergoldet worden sein soll,
  • Arend Oetker, Chef der Dr. Arend Oetker Holding GmbH & Co. KG und unter anderem Präsidiumsmitglied der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, und
  • Ulrike Teschke, Geschäftsführerin des Tagesspiegel.

Sicher wäre es Verschwörungstheorie, den letzten Namen mit drei PR-Artikeln des Tagesspiegel zur Familie Landt in Verbindung zu bringen:

Schneller Erkennungsdienst“, „Der Staat kennt mich nur als Steuerzahler“ und „Berliner Firma produziert Coronavirus-Tests für die ganze Welt“.

Das wäre schon deshalb unzulässig, weil Teschke zum Zeitpunkt des Erscheinens der ersten beiden Artikel noch gar nicht beim Tagesspiegel war …

Ihr hin und wieder in der Oper zu begegnen, kann dennoch bei ihrem Engagement in zehn Medienunternehmen hilfreich sein.

Die vor langer Zeit seriöse Neue Zürcher Zeitung malte am 31. März 2020 die Story so aus:

Ein Berliner Forscher wittert seine Chance

Berlin, Deutschland, 10. Januar 2020: Der Forscher Olfert Landt hört kurz nach Neujahr von einer geheimnisvollen Lungenkrankheit in China. Er wittert seine Chance. In der Vergangenheit entwickelte er bereits Tests für SARS und die Schweinegrippe. Nun arbeitet er mit Virologen der Berliner Charité unter der Leitung von Christian Drosten zusammen.”

Der clevere Geschäftsmann wird stracks ein Forscher, der sich, wie weiland Alexander von Humboldt dem geheimnisvollen Amazonas, der chinesischen Lungenkrankheit widmet. Nun (!) arbeitet er mit Drosten zusammen. Weiter heißt es:

„Seine Maschinen liefen heiß, in der Nacht und auch am Wochenende, die Angestellten schöben Extraschichten, sagt Landt. TIB produziert für die Weltgesundheitsorganisation (WHO), außerdem für nationale Gesundheitsbehörden und Labors in 60 Ländern. Bis anhin konnte TIB 40.000 Kits herstellen. Das reicht für 4 Millionen Tests. Ein Kit verkauft TIB für circa 160 Euro. Die einzelnen Tests sind nicht besonders teuer. Es ist das Personal in den Spitälern, Testzentren und Labors, das die Kosten treibt.“

Wie viel denn nun pro Test?

Am 12. März 2020 spricht Landt im Deutschlandfunk von möglichen zehn Euro pro Test bei Materialkosten von „gut fünf Euro“.

In der Neuen Zürcher Zeitung lesen wir von 160 Euro. Tagesspiegel und taz übernehmen begeistert die Aussage von Landt, er nehme pro Test 2,50 Euro ein. Im The Guardian ist die Rede von mehr als 4 Millionen Tests bis zum 12. März 2020. Wie auch immer, da kam ein schönes Sümmchen pro Tag mit Überstunden zusammen.

Prof. Drostens Allianz mit der Milliardärsfamlie Quandt

Neben der SARS-Entdeckung war seine Dissertation ein weiterer Schritt in Christian Drostens Karriere. Bedauerlicherweise ist es bislang nicht möglich, sie auf eventuelle Kooperationen mit Herrn Landt zu untersuchen. Sie existiert lediglich in zwei Exemplaren an der Universitätsbibliothek Frankfurt, die aber für die nächsten Wochen vorgemerkt sind. Eines darf ohnehin nur im Lesesaal eingesehen werden … (12).

Da Herr Drosten sich nie habilitiert hat, ist die Frage interessant, wie er an seine Lehrstühle gelangt ist. Für den gegenwärtigen teilt die Charité in ihrem Jahresbericht für 2017 mit:

„Prof. Dr. Christian Drosten hat seit dem 1. März eine W3-BIH-Professur für Virologie an der Charité inne. Damit einhergehen die Leitung des Institutes für Virologie der Charité und des Fachbereiches Virologie bei der Labor Berlin GmbH sowie der Aufbau einer BIH-Forschungseinheit Virologie im Rahmen des Forschungsprogramms Personalisierte Medizin.“

BIH steht für „Berlin Institute of Health“.

„Das BIH ist eine außeruniversitäre Wissenschaftseinrichtung des Landes Berlin. Es wird seit 2015 gemeinsam vom Bund und vom Land Berlin finanziert (Schlüssel 90:10).

Im Rahmen einer ‚Privaten Exzellenzinitiative‘ hat die verstorbene Unternehmerin und Stifterin der Stiftung Charité, Johanna Quandt, Fördermittel bereitgestellt, um den Aufbau des BIH und die Etablierung der translationalen und nutzenorientierten Medizin in Berlin zu unterstützen. Diese Fördermittel werden von der Stiftung Charité verwaltet.“

Private Exzellenzinitiative Johanna Quandt / Stiftung Charité

*„Mit der Privaten Exzellenzinitiative Johanna Quandt fördert die Stiftung Charité den Aufbau und die Weiterentwicklung des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung Berlin Institute of Health (BIH).*

(…) Für die Private Exzellenzinitiative stehen im Zeitraum von 2014 bis 2022 insgesamt bis zu 40 Millionen Euro zur Verfügung.“

Johanna Quandt galt bis zu ihrem Tod als eine der reichsten Frauen Deutschlands. Ihr Sohn Stefan ist stellvertretender Vorsitzender des Stiftungsrats der „Stiftung Charité“ sowie Mitglied ihres Wissenschaftlichen Beirats. Laut Wikipedia ist der Milliardär Wirtschaftsingenieur.

Eines von zwei Vorstandsmitgliedern der Stiftung Charité ist Jörg Appelhans, „seit 2000 persönlicher Referent der Familie Quandt“.

Dass die Stiftung klare Ziele verfolgt, betont sie selbst:

„Die Stiftung Charité fördert die grundlagen- und anwendungsorientierte Wissenschaft und Forschung, Bildung sowie das öffentliche Gesundheitswesen und die öffentliche Gesundheitspflege (…) Dabei nutzt die Stiftung ihre Unabhängigkeit, um auf Projektebene Neues zu erproben und damit langfristig den Wandel an den von ihr unterstützten Institutionen mitzugestalten.“

Was ist Prof. Drosten? Regulärer oder Stiftungsprofessor?

In seinen Lebensläufen ist von „Universitätsprofessor“ die Rede. Diese Bezeichnung spricht gegen eine Stiftungsprofessur. Denkbar ist auch, dass eine ehemalige Stiftungsprofessur inzwischen in eine reguläre umgewandelt wurde, wozu es aber keine Hinweise gibt.

Nach academics.de, dem Portal der Zeit für Forschung und Lehre, gilt:

„Die Landeshochschulgesetze schreiben vor, dass Universitätsprofessoren — anders als ihre Kollegen an der Fachhochschule — neben der Promotion ‚zusätzliche wissenschaftliche Leistungen‘ vorweisen müssen. Das kann zum einen die Habilitation sein, zum anderen aber auch die Juniorprofessur, die Leitung einer Nachwuchsgruppe oder eine andere eigenständige wissenschaftliche Tätigkeit mit einem adäquaten Publikationsvolumen (…)

So kommt man in bestimmten Fächergruppen wie in der Medizin und den Geisteswissenschaften oft nicht um die Habilitation herum. Bei der Berufung achten die Universitäten nicht allein auf die fachliche Qualifikation der Bewerber, sondern auch auf deren internationale Vernetzung und Kontakte zu potenziellen Drittmittelgebern.“

Es mag sein, dass bei der Berufung nach Berlin die Qualifikation nicht mehr geprüft werden musste, da Herr Drosten bereits als Universitätsprofessor der Universität Bonn galt.

Die Hochschulen mussten Gründe haben, vom üblichen Verfahren abzuweichen und auf eine Habilitation zu verzichten. Hier sei dahingestellt, ob eher die internationale Vernetzung oder die Kontakte zu potenziellen Drittmittelgebern ausschlaggebend waren.

Näheres zu dieser Frage und dem denkwürdigen Umstand, dass Prof. Drosten offenbar keinerlei Lehrverpflichtung hat, findet sich hier: Wie wurde Christian Drosten Professor an der Charité?.

Prof. Drosten ist „Direktor Virologie“ der Firma Labor Berlin. Deren strategisches Ziel ist es, „nachhaltiges Wachstum zu erzielen“ über die „Gewinnung von Einsendern, die an einer qualitativ hochwertigen Diagnostik interessiert sind“. Das sind zurzeit Corona-Tests. Weitere Informationen dazu gibt es hier.


Quellen und Anmerkungen:

(1) Näheres dazu hier: http://www.corodok.de/wirtschaftliche-interessen-des-prof-drosten-ii/
(2) https://patents.google.com/patent/DE20315159U1/de
(3) http://www.freepatentsonline.com/7374883.html
(4) Siehe unter anderem: Christian Drosten: schon immer eitle fake news, 20. Juni 2020; https://www.corodok.de/christian-drosten-schon-immer-eitle-fake-news/
(5) Die Zeit: „Vogelgrippe verbreitet sich so rasant wie nie Noch nie sind so viele Menschen so rasch an einer Vogelgrippe erkrankt wie im Fall von A/H7N9. Sorgen bereitet auch die neue Virus- Variante H10N8, eine Frau starb daran.“, https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2014-02/vogelgrippe-h7n9-neue-variante-h10n8
(6) Jörg Hacker wurde 2009 zum Präsidenten der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt und 2014 für fünf Jahre bestätigt. Er war oder ist Mitglied im Stiftungsrat der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, Jurymitglied Sanofi‐Institut-Pasteur-Awards sowie im Stiftungsrat der Arthur‐Burckhardt‐Stiftung für Wissenschaftsförderung und im Kuratorium des Fonds der Chemischen Industrie (FCI). Er ist neben Christian Drosten und einem Vertreter der Bill & Melinda Gates Foundation eines von zehn Mitgliedern des „Internationalen Beratergremium zu globaler Gesundheit“ der Bundesregierung.
(7) Vergleiche: Milliardengewinne mit Impfstoffen.
(8) https://www.nifbe.de/infoservice/aktuelles/1675-krippen-und-kindergaerten-jetzt-oeffnen
(9) https://www.g-mit-niedersachsen.de/wp-content/uploads/2019/06/16107_ecfk_schriftenreihe_bd_14_es.pdf
(10) Nähere Infos zu dem Unternehmen hier: Landts besseres Büro auf dem Kudamm — und wieder Fragen …
(11) Näheres ist hier nachzulesen: Olfert Landt, Forschung zu Biowaffen.
(12) Vergleiche dazu „Dissertation Christian Drosten: Kein Drankommen?

Hervorhebungen nicht in den Originalen.

Kurfüstendamm 136: Sitz von Fluck & Landt Immobilien GmbH

Eresburgstraße 22-23, Sitz von TIB-Molbiol und anderen Firmen Landts