https://www.rubikon.news/artikel/zwielichtiger-enthuller

Zwielichtiger Enthüller

Vielen erschien der belgische Mediziner Geert Vanden Bossche als Corona-Whistleblower — doch bei näherer Betrachtung zeigt sich, dass der Schein trügt.

von

  • Rubikons Weltredaktion

Nicht immer, wenn jemand auspackt, ist ein Geschenk drin. Als der belgische Mediziner und ehemalige Insider der Impfallianzen Geert Vanden Bossche in einem offenen Brief dem Anschein nach Geheimnisse aus seinem Milieu verriet, waren zahlreiche Kritiker des Corona-Regimes begeistert. Unreflektiert wurden die Aussagen Vanden Bossches aufgesaugt, ohne die problematischen Inhalte zur Kenntnis zu nehmen, was dem Belgier zeitweise den Ruf eines Corona-Snowden einbrachte. Berauscht davon, nun einen Insider vermeintlich im eigenen Lager zu wissen, haben die meisten übersehen, dass dieser Herr in anderem Zusammenhang klar für Impfungen plädierte. Auch in der Vergangenheit hat sich Vanden Bossche nie wirklich darum bemüht, sich für Heilungsmöglichkeiten abseits von finanziell ertragreichen Impfstoffen einzusetzen. Darüber hinaus stützen sich die Aussagen und Schreckensprognosen des Belgiers auf unbewiesene Tatsachen, über die viele Alternativmedien unkritisch hinwegsahen.


von Rosemary Frei

Am 6. März 2021 wurden ein offener Brief des Veterinärmediziners Dr. Geert Vanden Bossche und ein Video-Interview, das Dr. med. Phillip McMillan von einem Unternehmen namens Vejon Health mit ihm geführt hat, online gestellt.

Oberflächlich betrachtet scheint es vielleicht, als spräche Vanden Bossche glaubwürdige Bedenken zu Covid an.

Er behauptet, dass die gegenwärtige Flut an Coronaimpfungen das Coronavirus veranlassen werde, zu einem „superinfektiösen Virus“ zu mutieren. Und deswegen fordert er einen sofortigen Stopp des Einsatzes der gegenwärtigen Impfstoffe.

Wenn Menschen „entschlossen (seien), den Fortbestand unserer Spezies zu sichern, bleibt uns keine Alternative dazu, diese hochinfektiösen Virusvarianten“ mittels „großer Impfkampagnen“ (…) „auszurotten“, behauptet Vanden Bossche am Schluss seines offenen Briefs. Aber anders als die gegenwärtig benutzten Covidimpfstoffe, beteuert er, müssten diese neuen Impfstoffe sich auf die Stimulation einer Massenproduktion der als natürliche Killerzellen bekannten Komponente des Immunsystems fokussieren.

Vanden Bossche gründet seine Sicht jedoch auf unbewiesene Hypothesen.

Dies ähnelt und baut auf hochrangigen Autoren von Modellrechnungen auf, theoretische Gerüste zu verwenden, um Ängste bezüglich der angenommenen Gefährlichkeit der neuen Varianten zu entfachen.

Trotzdem wurde Vanden Bossches Sicht von hochrangigen Impfstoffskeptikern wie Del Bigtree in seiner Episode vom 11. März — beginnend bei 57:25 — und Vernon Coleman in seinem Video vom 13. März und seinem Artikel sehr schnell positiv aufgenommen.

Bigtree und Coleman akzeptieren und bekräftigen praktisch unkritisch Vanden Bossches Sicht. Sie legen ihren überwältigend gläubigen Abonnenten nachdrücklich nahe, dass es praktisch keiner Prüfung und keines zweiten, nüchternen Nachdenkens bedürfe.

Nach meiner Erfahrung als langjährige medizinische Autorin und Journalistin (von 1988 bis 2016) — besonders nach einem viermonatigen Aufenthalt beim Giganten im Bereich Medienarbeit, FleishmanHillard, im Jahr 1994 (ja, ich habe für die dunkle Seite gearbeitet) — weist dies alle Merkmale einer Astro-Turfing-Kampagne eines Medikamentenherstellers auf.

Es stellt einen weiteren Schritt dar in dem schon Jahrzehnte währenden Zerreden der Tatsache, dass unser hoch entwickeltes und höchst effektives Immunsystem gut funktioniert und die Unterstützung der biomedizinisch-pharmazeutischen Industrie nicht braucht.

Es gibt reichlich Hinweise, dass Vanden Bossche eine gar nicht so verborgene Agenda verfolgt. So weist Vanden Bossche beispielsweise kurz vor der Drei-Minuten-Marke in dem Interview, das McMillan mit Vanden Bossche führt, darauf hin, dass er über eine lange Zeit Impfstoffe entwickelt habe. Er fügt hinzu, dass er sich gegenwärtig auf Impfstoffe konzentriere, die „das Immunsystem in einer Weise erziehen, die bis zu einem gewissen Grad effizienter ist, als wir dies bisher mit unseren konventionellen Impfstoffen tun“.

Er unterliegt offenkundig bedeutenden Interessenkonflikten.

Deswegen hat er keinerlei Glaubwürdigkeit, wenn er der Öffentlichkeit Ratschläge dazu gibt, wie sie die negativen Effekte einer Massenimpfung vermeiden könne.

Bigtree, Coleman und andere weisen jedoch nicht auf diese Alarmsignale hin. Tatsächlich lassen diese hochrangigen Vertreter der Alternativmedien nicht einmal grundlegende, billige Sorgfalt walten, indem sie etwa McMillan überprüfen, den Mann, der Vanden Bossche interviewt hat, oder das Unternehmen Vejon Heath, mit dem McMillan anscheinend verbunden ist. Bigtree bezieht sich beispielsweise für die Inhalte seiner Folge vom 11. März sehr stark auf das McMillan-Interview.

Soweit ich weiß, befinden sich McMillan und Vanden Bossche nicht unter den Tausenden Ärzten, Doktoren und anderen Personen mit Hochschulabschluss oder gleichwertigen Qualifikationen, die das offizielle Covid-Narrativ in den letzten 12 Monaten sorgfältig widerlegt haben. Vielmehr sind die beiden plötzlich aus dem Busch gesprungen.

Auch ist McMillan nicht im Entferntesten ein Experte für Impfstoffe. Er stellt sich selbst als „Autorität für Demenz“ dar. Seine aktuellste Veröffentlichung ist ein Paper zu Alzheimer in der Zeitschrift Medical Hypotheses von 2016. In diesem Paper schlagen er und sein Koautor Nahrungsergänzungen vor, um die Belastung des Körpers mit Aluminium zu senken, wovon ein hoher Spiegel mit Alzheimer in Verbindung gebracht wird.

Außerdem bekommt man, wenn man Vejon anklickt, die Nachricht zu lesen, dass diese Website nicht verwendet werde. Tatsächlich scheint Vejon eine ruhende Gesellschaft zu sein.

Ich habe also McMillans Interview und Vanden Bossches offenen Brief ignoriert, als ich letzte Woche von ihnen erfuhr. Aber als ich am 12. März vom Produzenten von etwas namens „Die Gary Null Show“des Progressive Radio Network angerufen wurde und mich dieser Produzent, Richard Gale, bat, dort als Gast zu erscheinen, sagte ich ein Interview am 15. März zu.

Etwa anderthalb Stunden bevor das Interview beginnen sollte, kontaktierte ich Gale und fragte, worum es in dem Interview gehen werde. Gale sagte mir, Null beabsichtige, Bigtrees Beitrag zum Brief Vanden Bossches zu diskutieren, und er sandte mir den Link zu diesem Beitrag. Ich las also in aller Eile den offenen Brief und sah mir das gesamte Interview und die Bigtree-Folge an.

Bei mir schrillte ein ganzes Orchester aus Alarmsirenen.

Zum verabredeten Interviewbeginn um 12:30 Uhr mittags am 15. März fuhr Null damit fort, für rund 12 Minuten einige zentrale Punkte aus dem offenen Brief live zu verlesen. Er erklärte der Zuhörerschaft, sie solle dies ernst nehmen. Dann setzte Null mich auf Sendung.

Aber er lies mich nicht über den Brief sprechen.

Stattdessen unterbrach er wiederholt meine Versuche, dies zu tun, und bestand darauf, über die neuen Varianten zu sprechen. Also legte ich auf. Man hat mich aus der archivierten Sendung von Nulls Show herausgeschnitten.

Ich werde heute, 16. März, ab 16:30 Uhr östlicher Standardzeit durch Ryan Cristián von The Last American Vagabond über den Brief Vanden Bossches und das McMillan-Interview interviewt. Anscheinend ist Ryan auf derselben Seite wie ich.

Währenddessen haben meine Tweets über den offenen Brief und das Null-Interview eine Menge Resonanz erfahren. Und wie der Zufall es will, haben mir seit Sonntag Menschen E-Mails zugesandt, in denen sie mich ermutigen, Vanden Bossches Brief zu lesen und sein Interview zu schauen. Viele sind beeinflusst durch seinen Aufruf, die gegenwärtigen Impfungen sofort einzustellen, sowie durch den Umstand, dass Menschen wie Bigtree diese Botschaften verbreiten.

Deshalb habe ich mich entschlossen, diesen Artikel zu schreiben, um ein paar von Dutzenden Hinweisen, dass dieser seltsame Fall eine Fortsetzung der allumfassenden Covid-Täuschung darstellt, offenzulegen.

Dies sind noch ein paar weitere solcher Hinweise:

I. In seiner Folge vom 11. März zeigt Bigtree eine Folie mit Vanden Bossches Hintergrund. Dort liest man, dass er in Verbindung mit der Bill & Melinda Gates Foundation steht, der Global Alliance for Vaccines and Immunization (GAVI), GlaxoSmithKline, Novartis und anderen Impfbefürwortern. Del bezeichnet Vanden Bossche als „weltweit angesehenen Impfstoffentwickler“. Coleman nennt ihn „einen sehr bedeutenden Impfstoffspezialisten“.

Aber sieht man dies zusammen mit den Inhalten seines offenen Briefes, kann man unmöglich glauben, dass er tatsächlich ein Insider ist, der sich nun gegen seine äußerst mächtigen Kollegen stellt — mehr dazu weiter unten. Es ist wahrscheinlicher, dass er ihr Komplize ist.

Ein weiteres Anzeichen, dass der Brief eher zu Propagandazwecken konzipiert ist, als objektive Fakten für sich selbst sprechen zu lassen, ist die Wortwahl Vanden Bossches. So schreibt er zum Beispiel, dass er „unter Zeitdruck“ an „diesem schmerzhaften Brief“ geschrieben habe, in dem er „all (seine) Reputation und Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt“, um zu helfen, „das Blatt zu wenden“ gegen dieses „unbesiegbare Monster“, zu dem das Virus schon bald geworden sein könnte, wenn wir Vanden Bossche nicht folgen.

Bild

Bildquelle: off-guardian.org

II. In seinem offenen Brief schreibt Vanden Bossche auch: „Ich kann Ihnen versichern, dass jeder der gegenwärtigen Impfstoffe von brillanten und kompetenten Wissenschaftlern designt, entwickelt und hergestellt wurde.“ Er verliert jedoch kein Wort über den beachtlichen Anteil unerwünschter Ereignisse und das äußerst dürftige Wirksamkeitsprofil der Impfstoffe, die diese „brillanten Wissenschaftler“ schufen.

III. Vanden Bossche behauptet auch, dass es eine „ständig wachsende Bedrohung durch sich schnell verbreitende, hochinfektiöse Varianten“ gebe. Wie ich aber in meinem Artikel vom 3. Februar 2021 und dem begleitenden Video zu den neuen Varianten detailliert dargelegt habe, gibt es keinerlei Beweise, dass sie hochinfektiös sind oder es in absehbarer Zeit werden.

IV. Es gibt die Möglichkeit einer viralen Resistenz, wie ich beispielsweise in meinem Artikel vom 9. März 2021 und dem begleitenden Video anmerke. Aber dies stellt keine derart große Bedrohung dar, wie Vanden Bossche uns zu ängstigen versucht, indem er sagt, dass das Virus aufgrund der gegenwärtigen Massenimpfkampagne so stark und so schnell mutieren werde, dass es bald allen laufenden Bemühungen, seine Ausbreitung zu beenden, entkommen könnte.

Erinnern Sie sich zum Beispiel daran, dass die massenhafte jährliche Grippeimpfung die Influenza nicht dazu gebracht hat, außer Kontrolle zu geraten und die Weltbevölkerung zu dezimieren.

V. Vanden Bossche schreibt auch, dass einige Antikörper durch das angeborene Immunsystem gebildet würden, dass aber diese „natürlichen“ Antikörper nicht spezifisch seien, eine „suboptimale“ Reifung aufwiesen und „eher begrenzt und nur kurzlebig“ seien. Er behauptet, sie bildeten ein sehr schwaches Glied unserer Immunantwort auf Pathogene wie das neuartige Coronavirus — und dass es „die Kombination einer viralen Infektion vor dem Hintergrund einer suboptimalen Antikörperreifung und -konzentration dem (neuartigen Corona-)Virus gestattet, Mutationen zu selektieren, die es ihm erlauben, dem Immundruck zu entkommen“.

Das steht aber auf äußerst wackligen Füßen. Denn unter anderem:

  • Weder im ursprünglichen Stück vom 6. März noch in seiner Fortsetzung vom 13. März unterfüttert Vanden Bossche diese mit irgendwelchen direkten, nichttheoretischen Belegen, dass dies geschieht.
  • Die „natürlichen“ Antikörper, die produziert werden, nachdem man auf ein Pathogen getroffen ist, bilden nur einen kleinen Teil einer schnellen, effektiven und breitangelegten ersten Verteidigungslinie des Immunsystems — bekannt als „angeborene“ oder „passive“ Immunität —, die tatsächlich in starkem Maße andere Komponenten umfasst;
  • Vanden Bossche spielt die Effektivität der Antikörper herunter, die unsere Körper im zweiten, „adaptiven“ Teil des Immunsystems, das uns seit Jahrtausenden extrem gut gedient hat, natürlicherweise produzieren.

Ein Kommentar von Michael Yeadon und Marc Girardot vom 11. März enthält ähnliche Informationen wie meine Punkte 3, 4 und 5. Die beiden präsentieren dies allerdings in einer Weise, die sehr mRNA-Impfstoff-freundlich ist und gute Teile des offiziellen Covid-Narrativs unterstützt — keinem von beiden stimme ich zu.

VI. Vanden Bossche führt auch keine Quellen in seinem Originaldokument an. Er hat ein paar in seine Fortsetzung am 13. März aufgenommen, ein Dokument, dass er auf seiner Website gepostet hat. Aber dieses Dokument vom 13. März wurde, genau wie das vom 6. März, weder auf der Website eines Journals veröffentlicht, geschweige denn eines solchen mit Peer Review, noch in irgendeiner seriöseren Weise geprüft.

Und es ist eine ungewöhnliche Herangehensweise, dass er die Quellen nicht mit jeweils einer besonderen Aussage in seinem Dokument verknüpft; stattdessen listet er die Quellen am Ende des Artikels unter Kategorien wie „Natürliche Antikörper“.

VII. Vanden Bossche betont die Notwendigkeit „großer Impfkampagnen“. Diese, so schreibt er, sollten auf „NK(natürliche Killer)-Zellen-basierten Impfstoffen“ beruhen, die „vor allem unsere natürliche Immunität befähigen werden, besser vorbereitet zu sein (…) und Herdenimmunität zu erzeugen“.

Doch ist es nicht sehr logisch, zu glauben, dass die einzige Lösung für die theoretische Möglichkeit eines Immunescape, vertreten von jemandem, der einen langjährigen und starken Fokus hat auf der Impfung im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten, seine Gesundheit zu verbessern, in weiteren Massenimpfungen besteht.

Ganz zu schweigen davon, dass das Konzept der Herdenimmunität künstlich ist — wenn Ihr Immunsystem Sie vor einem Erreger schützt, ist es unerheblich, ob das eines anderen es tut oder nicht.

Ich stimme zu, dass wir aufhören sollten, die gegenwärtigen Impfstoffe zu verwenden — außerdem müssen wir die Produktion von Virostatika und Antikörpern und anderer Teile des Covid-industriellen Komplexes stoppen.

Aber wir sollten auch keine weiteren Behandlungsverfahren hinzufügen. Covid hat eine extrem hohe Überlebensrate. Warum also eine weitere teure, invasive und experimentelle Lösung für ein Problem entwickeln, das kaum existiert, wenn überhaupt?

Es ist alles sehr seltsam.


Rosemary Frei besitzt einen Master of Science in Molekularbiologie und arbeitet seit 22 Jahren als Medizinjournalistin und jetzt auch als investigative Journalistin.


Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien am 16. März 2021 unter dem Titel „The curious case of Geert Vanden Bossche“. Er wurde vom ehrenamtlichen Rubikon-Übersetzerteam übersetzt und vom ehrenamtlichen Rubikon-Korrektoratteam lektoriert.